Größte Wissenschafts-Investition in der Geschichte Niedersachsens

Universität Vechta bringt Energiewende als Teil eines Verbund-Programms voran

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15. Oktober 2024

Inhalt

Vorstellung | Niedersachsens einzigartiges Forschungs-Vorhaben

Mit einer nie dagewesenen Investition schieben die Volkswagenstiftung und das Land Niedersachsen die Wissenschaft im Bundesland an. Von den insgesamt 452,6 Millionen Euro geht ein Teil in das Forschungsprogramm „Transformation des Energiesystems Niedersachsen“, für das Wissenschaftsminister Mohrs am 14.10.2024 offiziell den Startschuss gegeben hat.

Das Programm hat das Ziel, die Energiewende entscheidend weiterzuentwickeln. Dafür bringt die Universität Vechta, an die rd. 1,8 Millionen Euro für das Vorhaben fließen, Expertise im Bereich der Transformation ein. Die Zusammenarbeit unter den Forschenden diverser Hochschulen und weiterer Akteure ist dabei einzigartig.

Mit einer nie dagewesenen Investition schieben die Volkswagenstiftung und das Land Niedersachsen die Wissenschaft im Bundesland an. Von den insgesamt 452,6 Millionen Euro geht ein Teil in das Forschungsprogramm „Transformation des Energiesystems Niedersachsen“, für das Wissenschaftsminister Mohrs am 14.10.2024 offiziell den Startschuss gegeben hat.

Das Programm hat das Ziel, die Energiewende entscheidend weiterzuentwickeln. Dafür bringt die Universität Vechta, an die rd. 1,8 Millionen Euro für das Vorhaben fließen, Expertise im Bereich der Transformation ein. Die Zusammenarbeit unter den Forschenden diverser Hochschulen und weiterer Akteure ist dabei einzigartig.



Forschung für eine klimaneutrale Zukunft: Die Umstellung unseres Energiesystems hin zu 100 Prozent erneuerbarer Energie braucht Innovationen aus der Wissenschaft, um immer effizienter zu werden und eine verlässliche Versorgung sicherzustellen. Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) bündelt für dieses Ziel unterschiedliche Forschung im ganzen Land.

Für das Forschungsprogramm „Transformation des Energiesystems Niedersachsen“ (TEN.efzn) erhält das EFZN Mittel vom Land Niedersachsen und der Volkswagenstiftung. Diese investieren bis zum Jahr 2030 insgesamt 452,6 Millionen Euro in den Forschungsstandort Niedersachsen – so viel Geld wie nie zuvor.


Startschuss durch Minister Mohrs

Das Ziel des TEN.efzn-Programms ist eine strategische Weiterentwicklung und Neuprofilierung der niedersächsischen Energieforschung bis 2030. Zum Start des Programms in Hannover betonte Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs dessen anwendungsorientierten Ansatz:

„Das Forschungsprogramm TEN.efzn wird die Energiewende in unserem Land erheblich nach vorne bringen. Insbesondere der fächer- und standortübergreifende Ansatz nimmt den gesamten Prozess auf dem Weg zur grünen Energie in den Blick. Die Ergebnisse der Forscherinnen und Forscher werden dazu beitragen, in Zukunft noch effizientere Anlagen zu gestalten und eine stabile Versorgung für Haushalte und Industrien zu sichern – auch wenn gerade kein Wind weht und die Sonne nicht scheint.“

Universität Vechta unterstützt Transformations-Forschung

Die Universität Vechta mit ihrem Schwerpunkt in der Transformationsforschung bringt ihre Expertise ebenfalls ein. Da die Transformation des Energiesystems oft ein konfliktreicher Prozess und nicht nur eine technische, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe ist, soll Wirtschaftspsychologin Prof.in Dr.in Paula Bögel gemeinsam mit weiteren Spezialist*innen soziale Dynamiken untersuchen. Diese Forschung trage dazu bei, Konflikte im Rahmen der Energiewende besser zu verstehen, unterstreicht die Präsidentin der Universität Vechta, Prof.in Dr. Verena Pietzner:

„Das TEN.efzn Projekt ist für die Energiewende von großer Bedeutung und die Förderung von Prof.in Dr.in Bögel darin ist für die Universität Vechta eine Bestätigung unserer Arbeiten im Bereich der Transformationsforschung ländlicher Räume. Die Erforschung der Akzeptanz sowie der regionalen Auswirkungen der Energiewende wird wesentliche Erkenntnisse nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft bringen.“

Außergewöhnliche Zusammenarbeit

Alleinstellungsmerkmal des Forschungsprogramms ist, dass die technisch-naturwissenschaftliche Energieforschung mit der sozialwissenschaftlichen Transformationsforschung verschränkt wird und somit eine breite Perspektive für die praktische Umsetzung entsteht.

Prof.in Dr.in Paula Bögel verweist auf den besonderen Charakter der Zusammenarbeit: „Wir werden zusammen mit verschiedenen Akteur*innen aus der Region aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ganz praktisch ausprobieren, durch welche neuen Akteursverbünde wir Strukturen schaffen können, für eine breite Beteiligung der Bevölkerung.

Auch die Verschränkung von Natur- und Sozialwissenschaften ist einzigartig. Ein enorm wichtiges Programm, mit dem wir real die Energiewende mitgestalten können.“

Prof.in Dr.in Paula Maria Bögel (4.v.l.), Falko Mohrs (7.v.l.) , Anna Theis, M.Sc. (5. v.r.) und Adelheid Böckmann (2.v.r.)

Wissenschaftsminister Falko Mohrs & Forschungs-Team „Soziale Dynamiken“

Prof.in Dr.in Paula Maria Bögel (4.v.l.), Falko Mohrs (7.v.l.) , Anna Theis, M.Sc. (5. v.r.) und Adelheid Böckmann (2.v.r.) © EFZN

Hintergrund | Aufbau und Förderung des TEN.efzn

Sechs Säulen tragen das TEN.efzn

Die sechs spezialisierten Forschungsplattformen werden die verschiedenen Dimensionen der Energiewende sowohl aus technisch-naturwissenschaftlicher als auch aus gesellschaftlicher Perspektive adressieren:

Im Reallabor 70 GW Offshore Wind wird der geplante Ausbau der Windenergie in der deutschen Nordsee ganzheitlich untersucht, um Strategien für einen nachhaltigen Ausbau der Offshore-Windenergie zu entwickeln.

Das Landesgraduiertenkolleg Wasserstoff und Wasserstoffderivat Ammoniak widmet sich der Erforschung von Ammoniak als potenziellem Energieträger der Zukunft, während die Forschungsplattform Vertrauenswürdige Digitalisierung sicherheitskritischer Energiesysteme untersucht, wie das Vertrauen der Endverbraucher in ein zunehmend digitales und automatisiertes Energiesystem gestärkt werden kann.

Die Forschungsplattform Geoenergiesysteme demonstriert die Nutzung unterirdischer Georeservoire für die nachhaltige Energieversorgung, und die Forschungsplattform Wärme konzentriert sich auf die Entwicklung innovativer Wärmepumpentechnologien für Gebäude und industrielle Anwendungen. Parallel dazu untersucht die Forschungsplattform Soziale Dynamiken der Energietransformation die gesellschaftlichen Herausforderungen der Energiewende und entwickelt Ansätze für eine gesellschaftlich getragene Transformation.

Diese Forschungsplattformen sind über ein neuartiges Transfersystem miteinander verbunden, das den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft fördert und die praxisnahe Umsetzung der Forschungsergebnisse, die Ausbildung von Fachkräften sowie die Entwicklung von Innovationen und Start-ups unterstützt.

Die mit dem Forschungsprogramm einhergehenden großen Chancen für die niedersächsische Energieforschung insgesamt brachte auch der Vorsitzende des EFZN-Aufsichtsrates Prof. Dr.-Ing. Manfred Krafczyk (TU Braunschweig) zum Ausdruck: „Jetzt gilt es, die ambitionierten Forschungsziele des Programms zum Wohle der gesamten niedersächsischen Energieforschung zu erarbeiten, über die Dauer der Förderung hinaus nachhaltig zu verankern und die drängenden Sachthemen beständig weiter zu entwickeln.“

Prof.in Dr.in Paula Bögel Universität Vechta Wirtschaftspsychologin und Expertin für Transformation in der Energiewende

Prof.in Dr.in Paula Bögel
Universität Vechta

Wirtschaftspsychologin und
Expertin für Transformation in der Energiewende

Interview | Transformations-Expertin Prof. Paula Bögel

Das gesamte Forschungsvorhaben ist niedersachsenweit einzigartig. Wie würden Sie die Bedeutung für die Forschung bewerten?

Ich habe in meiner Forschungszeit in Schweden in einem absolut innovativen 100 Millionen Euro-Verbundprojekt zur nachhaltigen Stadtentwicklung gearbeitet (Viable Cities) und dabei sehr bewundert, wie durch ein solch in der Förderung und Umsetzung perfekt koordiniertes inter- und transdisziplinäres Vorgehen Transformation in der Praxis mit großen Schritten vorangebracht wurde.Es war immer mein Traum, ein solches Projekt auch hier in Deutschland mit vorantreiben zu können. Und dieser Traum ist jetzt für mich – und vor allem auch für die Umsetzung der Energiewende in Niedersachen Wirklichkeit geworden. So können wir Niedersachsen zum Energieland Nr. 1 machen und damit wesentlich zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung beitragen.

Dieses Projekt ist offenbar besonders. Aber, was bedeutet das – was kann es bewirken?

Um meinen wunderbaren ehemaligen Kollegen vom Karlsruher Institut für Technologie, Marius Albiez zu zitieren: „Die Energiewende wird nicht von Windrädern und Algorithmen gemacht, sondern von Menschen“. Aber natürlich geht auch nichts in der Umsetzung ohne weitere technische Entwicklungen, die z.B. bei uns im Projekt dafür sorgen sollen, dass Wärmepumpen um ein Vielfaches günstiger und einfacher werden. Eine neue Wärmepumpe ohne einen Kredit und ohne langes Warten auf Handwerker:innen? Der Traum könnte wahr werden!Unser Projekt bringt dafür in bisher nie da gewesener Form die verschiedenen naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Disziplinen zusammen. So wollen wir die Herausforderungen der Energiewende in Wirtschaft und Gesellschaft umfassend „hören“ und direkt mit den technischen Disziplinen und in der Praxis Lösungen entwickeln und umsetzen.

Was genau bringen Sie mit ins Projekt ein?

Gemeinsam mit meinem Team stellen wir die Menschen in den Mittelpunkt der Energiewende. Wir werden zusammen mit verschiedenen Akteur:innen aus der Region aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ganz praktisch ausprobieren, durch welche neuen Akteursverbünde wir Strukturen schaffen können, für eine breite Beteiligung der Bevölkerung. Die Energiewende soll vor Ort gestaltet werden und dort auch Gewinnen bringen, von PV für das Freibad über Wärmenetze für Haushalte und Unternehmen zu neuen Geschäftsmodellen für die Landwirtschaft. Ein wesentlicher Ansatz, mit dem wir schon arbeiten und den wir weiter ausbauen wollen, sind dabei die Weiterentwicklung genossenschaftliche Konzepte.Ohne die Stifter:innen meiner Professur und unserer engen Zusammenarbeit zu diesem Thema in vielen anderen Projekten in den letzten 2,5 Jahren wäre dies alles etwa gar nicht möglich gewesen – für diese Unterstützung aus der Region sind wir sehr dankbar. Denn was einer nicht schaffen, schaffen wir alle zusammen.

Ein solches Projekt ist nicht nur für Niedersachsen wertvoll – sicher haben Sie sich selbst auch über die Möglichkeit gefreut, hier mit arbeiten zu können. Was bedeutet das für Sie persönlich?

Als ich meine Professur an der Universität Vechta vor 2,5 Jahren angetreten habe, habe ich es mir zum Ziel gesetzt, dass ich meine Stelle hier nutzen möchte, um die Energiewende in Niedersachen mitzugestalten. Und genau das ist jetzt noch einmal in viel größerer Form Wirklichkeit geworden. Zusammen mit meinem Team habe ich jetzt die Chance, die Energiewende für die Menschen zu einem Gewinn zu machen: nachhaltige Stromprojekte in und für die Region, die Arbeitsplätze schaffen und den dringend benötigten Energiebedarf für Haushalte, Freibäder, Stadtbibliotheken, Universitäten…und natürlich auch unsere vielen wirtschaftlichen Akteure vor Ort gut bezahlbar zur Verfügung stellen. Das ist unsere Vision.

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